Präsident Santos, Chocó benötigt mehr al ein Bataillon von Anti-Guerilla-Kämpfern

Publicado: 2012-03-17   Clicks: 1705

 

von Luis Alberto Villamarin Pulido, Oberst a.D.

Untersucher strategischer Angelegenheiten / Schriftsteller

Übersetzung: Annette Tessmann

    Das Problem der Unruhen in Chocó ist nichts Neues. Auch wenn es sich um ein Gebiet handelt, das mit ökologischem Reichtum wie kein anderes auf unserem Planeten gesegnet ist: Mineralien, unberührte Küsten, eine privilegierte geostrategische Lage und vieles mehr. Jedoch seit jeher regiert von einer Kaste korrupter und ineffizienter Zentralregierungen,  lebt dort mehr als 90 % der Bevölkerung unter unmenschlichen Bedingungen.

     Die Grenze zu Panama, die Küsten zum Pazifik und Atlantik, der illegale Bergbau, die fehlende Präsenz des Staates und die grassierende Armut haben schon immer Nährboden für jede nur erdenkliche Art von Verbrechen geboten. Eine Situation die sich noch verschlimmert hat durch den Drogenhandel, Waffenhandel, das durchfließende Mafia- und Drogengeld sowie die geostrategischen Ambitionen der Farc und illegalen Selbstverteidigungsgruppen um sich ihren Standort dort, im Niemandsland, zu sichern.

     So haben heute Gruppen wie die Farc, Eln, Rastrojos (kriminelle Bande, bacrim, Anm.d.Ü.), Menschenhändler Richtung USA, Schmuggler, Justizflüchtlinge usw. in diesem irdischen Paradies einen Platz gefunden, sich unter den teilnahmslosen Blicken der Machthaber aus der Hauptstadt zu verstecken und weiter Straftaten zu begehen, mit dem erschwerenden Umstand, dass die Gemeinde von Chocó mit wenigen Ausnahmen niemals ehrliche und weitblickende Regierende hatte, die das Gebiet vorangebracht hätten.

     Der grausige Tod von mehr als 150 Personen in der Kirche von Bojayá war das Ergebnis einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen der Farc und der AUC und ist nur ein kleines Spiegelbild dessen, was dort vor sich geht. Der fehlenden Staatspräsenz geschuldet, haben die Farc und die Kommunistische Partei in der Umsetzung der Richtlinien des Strategieplanes, nämlich mittels Waffengewalt die Macht zu übernehmen, die verarmten Regionen in diesem Dschungelgebiet infiltriert und eine Art unabhängige Republiken errichtet, wo unter dem Deckmantel des Friedens versucht wird, das Institutionswesen, die öffentliche Autorität und die militärische sowie Polizeipräsenz zu verhindern.

     Aus naheliegenden Gründen haben die Politkommissare der Drogenterroristen jeder Art von öffentlicher Präsenz in diesen Gemeinden gefördert und sind damit aktiver Teil des juristischen Krieges gegen das Militär geworden, während die fleißige internationale Front der Farc in anderen Ländern durch Propaganda, politische und diplomatischen Aktionen versucht, ihre versteckte Rebellion zu legalisieren und den Staat und seine Armee zu verunglimpfen.

      Leider haben sich die jeweiligen Regierungen niemals um diese Region gekümmert, so wie es auch in anderen Gebieten passiert, die eine gleiche Situation der Vernachlässigung und fehlenden Staatespräsenz erleben. Seit 1968, wo die ersten Ausbrüche des kommunistischen Terrors in Chocó zu verzeichnen waren, hat ausnahmslos jede Regierung Truppen entsendet, ohne das mit ihnen ein konkretes Entwicklungsprogramm mit mittel- und langfristigen Zielen gekommen wäre.

     Erneut wiederholen wir immer von Neuem, dass sich dem Fehlen einer politisch-strategischen Zielsetzung der jeweiligen Regierenden für diese reiche Region eine Ignoranz gegenüber dem Strategieplan der Farc zugesellt. Es ist unverständlich, dass bereits fünf Jahrzehnte des kommunistischen Terrors gegen Kolumbien vergangen sind und die Regierenden, die Experten, die ehrwürdigen Richter und Direktoren  des administrativen Bereiches noch immer davon ausgehen, dass die Lösung des Problems einzig in einer militärischen Lösung zu finden sei.

     Nur da man das Ganze herunterspielt hat und die Sachverhalte des komplexen Konfliktes nicht gründlich untersucht hat, konnte man behaupten, wir befinden uns in der Schlussphase, das Problem sei in zwei Jahren gelöst und der Tod der Anführer würde die Kapitulation der restlichen Banditen nach sich ziehen usw.

     Seit mehr als 20 Jahren haben wir in verschiedenen Aufsätzen, akademischen Szenarien, Kommunikationsmedien und Forschungsarbeiten dargelegt, dass das Problem des kommunistischen Drogenterrors nur mit einem umfassenden staatlichen Handeln zu lösen ist.. Der militärische Einsatz ist maßgebend, aber benötigt den gleichen Einsatz staatlicher Einrichtungen. So wie die Soldaten ihr Lebens aufs Spiel setzen trotz eines miserablen Soldes, müssen auch die staatlichen Angestellten sich für diejenigen einsetzen, die sie gewählt haben, und nicht nur für ihre Bequemlichkeit und ihre Privilegien arbeiten.

     In diesem Zusammenhang ist ein Präsident vonnöten der seinen Arbeitsstab mit einer staatlichen Integrationspolitik ausstattet, die über die vierjährige Regierungszeit hinaus geht. Wo konkrete Ziele gesetzt werden, von denen man nicht abweichen darf, damit Regionen wie Chocó mit der Entwicklung des restlichen Landes harmonisieren kann, damit die Kommunisten nicht neuen Nährboden für Guerillas finden, damit Drogenhändler nicht die Oberhand gewinnen und Politiker sich nicht mehr bereichern können.

     Damit befahrbare Straßen gebaut werden, die Chocó mit Antioquia, Valle und Vejo Caldos verbinden, und weshalb baut man nicht einen Kanal an der Grenze zu Panama ?, der zu Beschäftigungsmöglichkeiten führen kann, Ökotourismus bringt, die Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei und vieles mehr antreibt.

     Wenn die Ministerien sich als Ganzes innerhalb eines strategischen Rahmen sehen, geht die soziale und wirtschaftliche Entwicklung auf jeder Ebene damit einher. Es benötigt nur eine effektive Beteiligung an langfristigen Plänen und nicht eine Demagogie wie man sie jüngst erlebt.

     Die Detaillierung des Strategieplan des der Farc durch Cano und Ivan Marquez hat die Arbeit der Karibik- und Nordwestblöcke vereint. Ein südwestliches gemeinsames Kommando wurde entworfen um die geostrategische Präsenz an den Küsten und Grenzen zu sichern und so Bolivarianische Milizen und Zellen der geheimen kommunistischen Partei in den Regionen des Pazifik und der Karibik zu gründen. Und Chocó liegt da mittendrin.

     Eine derartige Situation erfordert eine langfristige strategische Antwort des Staates und nicht das einfache Senden von Armeetruppen, damit die Verbrecher mittels Waffengewalt bekämpft werden, während es sich die korrupten Politiker in Bogotá auf Kosten des Blutes auf beiden Seiten gut gehen lassen.

    Die militärische Aktion gegen den kommunistischen Drogenterrorismus ist notwendig, jedoch nicht ausschließlich und nicht als einziges Mittel. Chocó benötigt die öffentlichen Ordnungskräfte, jedoch auch eine umfassende staatliche Integrationsstrategie, die Untersuchung aller die diese verarmte Region regiert haben sowie politische, soziale, ökonomische und sozialpsychologische Lösungen um die nächsten Generationen auszubilden, fernab von einer Verbrechensumgebung, die das Gebiet seit Jahrzehnten beherrscht hat aufgrund der Unfähigkeit der kolumbianischen Demagogen die Kolumbien regiert haben.

     Aus diesen Gründen ist es nicht ausreichen ein Bataillon nach Chocó zu senden. Die Lösung muss tiefgreifender sein. Ansonsten wird es immer so weiter gehen und was noch dramatischer wäre, genau wie in anderen Teilen des Landes, wird die Armee die Last der administrativ-politischen Unverantwortlichkeit der nationalen und kommunalen Regierenden mittragen. Glasklar.

 

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